Interview mit Sabine Brunnhübner (Schneiderin)

Online-Redaktion: Wie lange sind Sie schon in der Diakonissenschneiderei?
Frau Brunnhübner: Im September werden es 11 Jahre!

Online-Redaktion: Gefällt Ihnen die Zusammenarbeit mit den Diakonissen?
Frau Brunnhübner: Meine ganze Arbeit hier gefällt mir sehr gut. Es ist eine Akzeptanz von beiden Seiten da. Ich arbeite ja auch noch in der Hostienbereitung und ich muss sagen, sowohl in der Schneiderei als auch in der Hostienbereitung ist die Zusammenarbeit mit den Schwestern richtig schön.

Online-Redaktion: Bekommen Sie dabei Einblicke in das Diakonissenleben?

Frau Brunnhübner: Ja, das bekomme ich. Ich denke mir oft, die Rolle der Schneiderin hier erfüllt neben Rocksaum ändern und Abmessungen tätigen auch die Rolle des Zuhörers. Ich erfahre hier so manches von und über die Diakonissen, die zu mir kommen.

Online-Redaktion: Sie erhalten dabei Einblicke in das Seelenleben?

Frau Brunnhübner: Natürlich, aber darüber spreche ich nicht. Das Gesagte bleibt hier in diesen vier Wänden.

Online-Redaktion: Hat Ihre Tätigkeit hier in der Diakonie Auswirkungen auf Sie persönlich?


Frau Brunnhübner: Natürlich. Wenn man in einer Gemeinschaft wirkt, dann hinterlässt das sowohl bei den anderen wie auch bei einem selbst Spuren. Ich habe das bemerkt als ich eine wichtige Entscheidung für mich treffen musste. Es war schön dabei Unterstützung zu bekommen. Ich kann nur sagen, dass Nächstenliebe und seelsorgerlicher Beistand hier keine leeren Worte sind.

Online-Redaktion: Was nehmen sie persönlich von der Zusammenarbeit mit den Diakonissen mit?

Frau Brunnhübner: Wie ich schon sagte, ich bekomme Einblick in eine große Familie, die nicht jeder hat und gehöre sogar auch ein Stück weit mit dazu. Ich lache mit den Diakonissen, weine mit ihnen, umarme sie und fühle mit. Es ist mehr als „nur zu meiner Arbeit zu gehen“, ich bin ein Teil davon.

Online-Redaktion: Dann gefällt Ihnen sicher die neue Tracht?

Frau Brunnhübner: Ja!

Online-Redaktion: Was gefällt Ihnen daran?

Frau Brunnhübner: Sie ist der ganz alten Tracht ähnlich, die ich persönlich sehr schön fand. Hauptsächlich im Stoffmuster: blaue Punkte auf dunklem Hintergrund. Die neuen Tracht zeigt im Schnitt den modernen Aufbruch und in der Rückkehr zum “alten“ Stoffmuster trotz alledem die bewusste Verwurzelung in der Tradition.

Online-Redaktion: Wie ist der neue Schnitt?

Frau Brunnhübner: Er ist flotter. Schon allein durch das aufgesetzte Oberteil mit Schößchen. Der Rock fällt schön, gibt Beinfreiheit und macht eine schmale Linie. Die Tracht ist eindeutig als solche zu erkennen, sieht gut aus und ist nahezu überall einsetzbar.

Online-Redaktion: Wer hat sie entworfen?

Frau Brunnhübner: Die neue Diakonissentracht ist in Zusammenarbeit mit Evelyn Gillmeister-Geisenhof, Leiterin der Trachtenforschungsstelle Mittelfranken und der Schneiderin Christel Bieritz entstanden. Ich habe Frau Oberin Biewald oft bei ihren Besprechungen mit Frau Gillmeister-Geisenhof in beratender Funktion begleitet.

Online-Redaktion: Man merkt, dass Sie sich hier wohlfühlen. Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit hier?

Frau Brunnhübner: Dass ich mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe. Jede Diakonisse, jeder Kollege ist anders. Und alle sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Mir gefällt die Warmherzigkeit, die mir von vielen entgegengebracht wird. Das war nicht von Anfang an so. Anfangs wurde ich auch von einigen Seiten mit Argwohn begutachtet. Die Akzeptanz und das gegenseitige Vertrauen musste erst wachsen. Ich erinnere mich an eine Diakonisse, die als schwierig galt, und ihr Ruf eilte zu mir voraus. Als diese dann in meiner Tür stand und eine Tracht anprobieren sollte, war ich wirklich aufgeregt. Aber aus der anfänglich ablehnenden Haltung wurde mit der Zeit ein vertrauensvolles Miteinander, das ich jetzt nicht mehr missen möchte.

Online-Redaktion: Dann wünschen wir Ihnen weiterhin gut Nadel und Faden. Vielen Dank für die interessanten Einblicke, Frau Brunnhübner.